Das Holz von seltenen Baumarten sucht neue Besitzer

Freiburger Nachrichten

Imelda Ruffieux

Veröffentlicht am 29.01.2024
Lesezeit: 4 Minuten

Das Holz von seltenen Baumarten sucht neue Besitzer

Esche, Eiche, Ulme, Lärche, Douglasie: Das Holz dieser Bäume zählt im von Fichten geprägten Voralpengebiet zu den seltenen Baumarten. Um Möbelschreiner und Tischler zu ermuntern, dieses Holz vor Ort und nicht in einem Bauhaus zu erwerben, findet im Greyerzbezirk eine Versteigerung statt.

    In den Wäldern der Freiburger Voralpen wächst vor allem die Fichte, deren Holz hauptsächlich als Baumaterial, für die Weiterverwertung, etwa in der Papierindustrie, oder als Hackschnitzel verwendet wird. Laubholz steht für die Industrie fast nicht zur Verfügung.

    In den letzten Jahrzehnten wurden Bemühungen unternommen, alternativ vermehrt Laubhölzer wie Esche anzupflanzen, da diese besser mit der Trockenheit zurechtkommt. Weil viele Eschen aber an der Krankheit Eschentriebsterben leiden, zählt Eschenholz, vor allem in den Voralpen, immer noch zu den seltenen Baumarten – ebenso Eiche, Ahorn, Douglasie, Nussbaum, Eibe, Thuja, Lärche, Ulme und Obstbäume wie etwa Kirsche.

      1300 Franken pro Kubikmeter hat der Büschelibirnenbaum 2022 erzielt.

      Archivbild: zvg

      Zu kleine Mengen

      «Obwohl die anfallende Holzmenge in dieser Kategorie im Vergleich zur Fichte also sehr klein ist, hat sie einen Markt», sagt Alexandre Pipoz, Geschäftsführer von «Forêt Gruyère», dem Verband der öffentlichen und privaten Waldbesitzer aus dem Greyerzbezirk. Sein Verband will dazu beitragen, dass die Besitzer von Kleinstmengen von seltenem, aber hochwertigem Holz einen Abnehmer finden, und veranstaltet deshalb zwischen dem 9. Februar und dem 8. März in Echarlens im Greyerzbezirk eine Versteigerung. Er erklärt:

      « Holzkäufer sind normalerweise nicht interessiert, hier ein paar Bäume und dort ein paar Stämme zu kaufen und so das Material stückchenweise zusammenzusuchen.« 

        Auf der anderen Seite hätten die Besitzer von Einzelstämmen kaum Zugang zum Markt. Deshalb mache es Sinn, die zum Kauf stehenden Hölzer auf einem Platz zusammenzutragen und zum Verkauf anzubieten:

        « Wir füllen diese Lücke und bringen Verkäufer und potenzielle Käufer zusammen. »

        Käufer können Sägereien, Möbelschreinereien, Tischlereien sein, Profis oder Bastlerinnen, die sie zu hochwertigen Möbeln verarbeiten, beim Küchenbau verwenden oder für Einlegearbeiten oder als Material zum Drechseln verwenden. Auch für Bastler oder Hobbytischler sei die kleine Menge interessant.

          Unter den seltenen Baumarten im Voralpengebiet kommt die Esche am häufigsten vor.

          Archivbild: zvg

          Besser lokal

          «Wir wollen erreichen, dass sie das Holz in der Region erwerben und nicht in einem Baumarkt», hält Alexandre Pipoz weiter fest. Vielen Käuferinnen und Käufern sei nicht klar, dass das Holz direkt vor Ort viel günstiger zu haben sei. Eichenholz für Küchen koste zum Beispiel doppelt so viel in den grossen Baumärkten. «Und sie haben erst noch die Gewissheit, dass sie einen lokalen Rohstoff erwerben und nicht Material, das von irgendwo her transportiert wird», sagt er und betont:

          Wir wollen diese Nähe fördern.

          Um potenzielle Verkäuferinnen und Verkäufer zur Teilnahme zu animieren, übernimmt der Organisator den Transport des Holzes vom Privatbesitzer zum Versteigerungsort in Echarlens. «Wer einen Stamm oder mehrere hat, kann sich melden, und wir organisieren einen Sammeltransport», erklärt Alexandre Pipoz.

            Blick auf die Hölzer, die 2022 zur Versteigerung in Echarlens zusammenkamen.

            Archivbild: zvg

            Jedes Jahr anders

            Was genau zusammenkommt, weiss er heute nicht. Die Versteigerung von seltenen Hölzern findet dieses Jahr bereits zum siebten Mal statt und hat klein angefangen. Einige Hölzer seien eigentlich immer dabei, sagt er. «Alles andere wechselt von Jahr zu Jahr.» Letztes Jahr machte Eschenholz von der Totalmenge von 470 Kubikmeter versteigerter Hölzer rund 50 Prozent (250 Kubikmeter) aus, gefolgt von Eiche (130 Kubikmeter) und Ahorn (26 Kubikmeter).

            Es könne sein, dass weniger Esche angemeldet werde. «Ich habe von Waldbesitzern gehört, dass sie das Holz nicht ernten können, weil es kaum Frost hatte und sie seit Ende Oktober auf die passende Gelegenheit für das Holzrücken warten.» Denn das versteigerte Holz ist immer frisch ab Wald, nur in Ausnahmefällen gelagert, um Qualitätseinbussen zu vermeiden.

              Einst aus dem Ausland importiert: die Douglasie.

              Archivbild: zvg

              Informationen

              Bäume werden nach Echarlens gebracht

              Die Anmeldung für Baumbesitzerinnen und -besitzer, die an der Versteigerung von seltenen Baumarten teilnehmen wollen, läuft bis zum 9. Februar. Sobald alle Interessenten bekannt sind, tüftelt Alexandre Pipoz von «Forêt Gruyère» einen Routenplan für die Sammeltransporte aus und organisiert das Abholen. Alles, was versteigert wird, kann dann ab dem 23. Februar in Echarlens auf dem Gelände des Schiessstandes besichtigt werden. «Jeder Stamm erhält eine Nummer», auf die potenzielle Käufer dann bis zum 7. März ein Gebot abgeben können», erklärt er. Am 8. März wird dann der Zuschlag erteilt, bei mehreren Angeboten an jenen Bieter mit dem besten Preis. Die Steigerung von seltenen Baumarten endet jeweils mit einem kleinen Fest, das Gelegenheit zum Austausch zwischen Käufer und Verkäufer bieten soll. (im)

                Die besten Preise werden an der Schlussveranstaltung aufgerufen.

                Archivbild: zvg